15 Tag: „Piraten“ im hostel Zimmer spielen und die Schwester mit Schwarztee heilen! Ist heute Chanuka?

Beschreibe dich! Nein!

Willkommen im alltäglichen Hostel Wahnsinn ! Heute ist ein Haufen scheisse entladen worden und das nicht mal im bildlichen Sinne. Also zurück an den Start und gehe nicht über los, ziehe keine 6000$ ein!

Ein morgen wieder andere nur mit dem Unterschied dass sich heute 4 Mädchen in einem 4 betten Zimmer und ich auch noch da war. Ein Anblick für die götter und ich fühlte mich wie ein Eunuch im Harem. Eva, kann wie ein kleiner Engel aussehen wenn sie seitlich, mit angewinkelten Beinen, schläft. Leider sehe ich die Mädchen heute zum letzten Mal und muss mich auch für mein Vorstellungsgespräch bei Tycen Demolition bereit machen. Viel Zeit fürs Frühstücken blieb nicht also ging ich mal wieder mit einem knurrenden Magen los. Mit dem Rad erstmal Adrenalin gepumpt und mir die Schlaffalten samt Augenringe aus dem Gesicht gezaubert. Wenn man mit 70kmh in einer 40er Zone eine steile Straße mit 60 grad Fällung runterbrettert. Muss man entweder lebensmüde oder einfach ich sein. Ich bin fast in einen Bus hinten reingedonert der plötzlich abbremste und als ich in die Schneise zwischen die Autos reingedonnert bin, hab ich fast 3 Seitenspiegel abgerissen. Es war ein Glücksspiel wo es auf 2-4 cm angekommen ist. Scheisse ist das ein geiles Gefühl. Die beste orthodoxe Art und weise, morgens wach zu werden. An der Central Station die Opal Card aufgeladen, den t4 Zug genommen und Richtung Süden zur Caringbah Station. Es gehört noch zu Sydney ist aber 25 km vom centrum entfernt. War zu weit, um mit dem Fahrrad da hin zu fahren. Ich verirrte mich dort und hatte auch einen Riesen Hunger, ein Glück dass ich einen 7/11 Store gefunden habe und das einzige was in Frage kam war Zucker, Zucker und nochmal zucker. Ein slurpee war meine Rettung. Es ist eine typischer 7/11 Erfindung und ähnelt dem europäischen slushy. Aber das hier schmeckt einfach besser. Ich ging als die Straße entlang zur Captain Cook Road. Unterwegs griff mich ein Gelbhauben Kakadu an. Zumindest sah es so aus denn er flog echt nah an meinem Kopf vorbei. Dann war ich nach 15 min schon da und gute 15 Minuten zu spät. Wie schön, dass ich meinen Prinzipien auch hier treu bleibe :D. Das Büro befindet sich auf einem Gelände wo Hallen vermietet werden. Dort befanden sich unterschiedliche Firmen, die z.b Aquarien bauen oder Sticker herstellten. Ich ging hinein und fand mich einem kleinen Bürogebäude vor. Sehr modern und gut klimatisiert. Ich setzt mich hin und es waren schon 3 weitere Anwerber vor Ort. Ich schnappte mir einen Stift und füllte das Formular aus. Bei der Frage wo ich gearbeitet habe, haute ich ordentlich auf die kacke. Ich schrieb, dass ich 1 Jahr auf dem Bau gearbeitet habe und 2 beim Abrissunternehmen. Marissa, die sich um die Bewerber kümmert, holte einen nach dem anderen zu sich ins Büro. Man das Büro war so ein scheiss highend Utopie Monster. Auch klimatisiert und mit allem was man für einen professionellen Eindruck braucht. Ich überlegte mir kurz was ich ihr sagen könnte wenn sie mich über die Arbeit beim Bau und Abriss fragen würde. Googelte ein paar wichtige Begriffe, wie jackhammer (Presslufthammer) und plaster Walls (Wände verputzen). Dann war ich dran und ging mit einer so unglaublichen Selbstsicherheit rein. Sie sah mich skeptisch an, denn ich bin ziemlich schlanker Statur und sehe garnicht wie ein Bauarbeiter aus in meinem schicken Lackschuhen und ordentlicher Kleidung. Ich sah aus als würde ich zum Shootings kommen. Naja ^^. Sie fragte mich aus und ich zog mir eine Lüge nach der anderen aus der Nase und sie war nur am Lächeln, denn sie hatte jemand vor sich denn sie genau gesucht hat. Sie sagte „Perfect, thats really good“! Unteranderem fragte sie mich wie es mir hör gefällt und ich sagte ihr direkt ich werde hier bleiben. Dann unterbrach sie mich als ich sie merkte dass ich es ernst meinte und sagte mir. Dass Tycen demolition der viele internationale Mitarbeiter hat aus ganzer Welt, wenn ich gut arbeite und wirklich wollen zeige, dann werden sie sich für mich einsetzen und für mich Bürgen damit ich einen permanent Visum bekomme. Ich war völlig weg und konnte mich vor Freude nicht mehr einkriegen. Nach dem Gespräch holte sie die restlichen teilnehme hoch und wir fingen an die Vertragsbedingungen durchzugehen. 25$ die Stunde, 27$ pro Stunde für Nacht Schichten und am Wochenende. Die Firma expandiert und kann sich vor Aufträgen nicht retten. Das heißt ich kann bis zu 6-7 Tage die Woche arbeiten, dazu 12 Stunden am Tag. Hochgerechnet bekomme ich dann am Ende des Monats 6000$. Das nur fürs abtransportieren von Schutt und Müll. Versuch das mal in Deutschland. Nicht einmal als Akademiker wirst du soviel im Monat verdienen. Ich war überglücklich denn es läuft gerade alles prima. In einem Monat werde ich von diesem Gehalt meine Mutter nach Australien holen und ihr einen lang ersehnten Wunsch, die Welt zu bereisen, ermöglichen :). Nach der Besprechung ging ich mit den Jungs zusammen, zurück zum Bahnhof und redete mit Ihnen über einiges. Davon waren zwei deutsche und gute Freunde und der dritte war aus californien. Er hat genau wie ich vor, hier zu bleiben und ich habe mich mit ihm prächtig verstanden. Geiler Typ, sehr schüchtern aber super sympathisch. Leider habe ich es vergessen ihn nach seiner Nummer oder Facebook zu fragen. Als ich im Hostel Zimmer angekommen bin, war alles so leer und Stil. Etwa fehlte hier. Es war die Seele, Dreier quick lebendiger und herzensguter Mädchen die mir plötzlich so sehr fehlte. Auch wenn ich mich über einwenig Ruhe und Privatsphäre freue, fehlt mir trotzdem das Rumgekicher und Gekreische. Es ist mir echt ans Herz gewachsen. Ich hoffe es geht Ihnen gut und dass sie keine Panne unterwegs haben bei ihrem langersehntem Roadtripp an der Ostküste. Ich kochte mir mein Mittagessen und verbrachte Stunden danach zu goggeln, wo ich Lederfreie und vegane Stahlkappenschuhe Go den kann. Dann war es so weit, für 50$ fand ich schönsten Arbeitsschuhe aller Zeiten. Von Dunlop Volley Safety Boots.

 Was für eine Erleichterung. Es gibt doch Alternativen hier in Sydney. Also zückte ich meine Kreditkarte und bestellte im Glücksrausch ein Paar Schuhe in Größe 47. Fick die Hähne, ja in 47! Und damit war meine Freude wieder im Keller denn ich werde am Freitag oder spätestens Montag anfangen zu arbeiten. Mit dem Rücksendung würde es Wochen dauern und so guckte ich nach einer Nummer um dort anzurufen. Es war aber schon zu spät. Ich konnte mich nicht einloggen, hatte keine Kaufbestätigung bekommen. Es liegt auf jedenfall an Outlook. Der scheiss Email anbieten blockiert manchmal komplett Emails von bestimmten Anbietern und lässt diese nicht einmal in den Spam Ordner! Jetzt konnte ich nichts anderes tun als bis morgen zu warten. Bei Whatsapp bekam ich eine Nachricht dass meine Schwester in Sydney ist. Wow, was? 2-1 =666? Ich erfahre das erst jetzt? Dazu ist sie krank und muss in Krankenhaus. Scheisse, geile Ankunft. Kaum ein Tag hier und schon in die Ambulanz! Ich suchte schnell bei Whatsapp raus und schrieb ihr um zu erfahren wo sie gerade ist. Ich fuhr ganz schnell mit dem Rad zu ihr und war direkt nach 5 Minuten an der Central Station beim hostel. Ein kleines großes Wiedersehen. Es ist lustig dass ausgerechnet sei nach Australien kommt. Belinda ist die einzige Schwester mit der ich auf Kriegsfuß bin, oder zumindest war. Wir haben sehr unterschiedliche Ansichten was das Leben und die Welt angeht, ich fühlte mich sehr oft von ihr verraten und in Stich gelassen denn sie boykottierte alles was ich machte. Vom Tierschutz bis zum essen das ich gekocht habe. Sie hat es nie angerührt. Es ist auch sehr viel in der Vergangenheit passiert, das dazu führte dass wir uns nicht so gut verstehen. Ich sehe diese Reise hier als eine Möglichkeit mit ihr wieder zusammen zu kommen und ein neues Vertrauen aufzubauen. Das sie auch hier ist, ist kein Zufall. Ich glaube eher an die Chance, wieder Bruder und Schwester zu werden. Ich nehme die Chance mit Tränen in den Augen an und bin gespannt was unsere Reise hier ergibt. Ich brachte ihr Tee und frisch gepflückte Zitronen mit. Oma und Mama haben uns immer Schwarztee mit einer Scheibe Zitrone gemacht wenn wir krank oder zu Besuch waren. Das trinke ich bis heute am liebsten. Denn es erinnert mich an den runden Tisch im Wohnzimmer, den Duft von verbrannten Holz im offen, die Kuckucksuhr in der Küche, die Brotmaschine die dieses Geräusch machte wenn Oma Brot schnitt, der Duft von frischem Brot und Schinken, das kleine Fenster aus dem ich auf den hoff geguckt habe, meinen Opa der auf einem kleinen Holzstuhl vorm Eingang saß und seine Zigarette rauchte, den verwunschenen und mystischen garten hinterm Haus wo ich Brombären mit meinen Schwestern pflückte oder Oma daraus Marmelade machte, die Züge die hinter dem Haus vorbeifuhren und dieses klackende Geräusche machten, das Treppenhaus das nach Holz und 100 Jahre Scigulla Geschichte roch, die Garage wo mein Papa seinen alten bmw Bavaria aufbewahrte, den grossen alten Fernseher auf dem wir immer die polnischen Gutenacht Geschichten geguckt haben, meinen Papa mit den dreckigen Händen als er das Auto in der Einfahrt reparierte, meine Mama wie sie in ihrem wunderschönen Kleid meine kleine Schwester auf dem Arm hielt als sie gerade ein Jahr alt war, das kleine Bad das von einer schwachen Glühbirne erleuchtet wurde und der Geruch von chlor Wasser beim Baden mit meinen Schwestern um Wasser zu sparen, jafe der kleine Hund der immer tagsüber uns hasste aber nachts sich zu uns unter die Bettdecke verkroch und zu guter letzt letzt an Opa und Oma die immer geweint haben haben wenn wir wieder nach hause gefahren sind während wir alle 4 hinten im Auto zuwinkten zum Abschied. Das war der Grund warum ich meiner Schwester Tee und Zitronen mitgebracht haben, damit sie sich wieder sicher fühlt, so sicher wie wir es damals waren, als noch alle lebten und wir eine ganze Familie waren. Wie ihr sehen könnt, ist ein Schwarztee mit einer Scheibe Zitrone viel für mich als nur ein Getränk. Es war meine Kindheit. Meine glücklichste Zeit auf erden.

So sitze ich hier gerade mit Tränen in den Augen weil es mich emotional sehr mitnimmt und mir dazu einiges klar wird wie sehr ich doch meine Schwester liebe trotz der Sachen die wir uns an den Kopf geschmissen haben und dem Hass den wir für einander empfunden haben.
Wir fuhren zu einem Arzt der sehr schnell eine Diagnose machte und es stellte sich heraus, dass sie eine Angina Infektion hat. Sie bakam Antibiotika verschrieben und nahm diese gleich eine. Eine halbe Stunde später und nach einem Spaziergang zum Hydepark war sie fast wie neu. Unterwegs erzählte ich ihr alles was ich so erlebt habe und was sie unbedingt wissen muss, entdeckten eine weitere Bar mit 2 flippern, sahen eine Frau die auf einer alten Schreibmaschine für eine kleine Spende Gedichte schrieb, aßen bei Lord of the frys und gingen noch das nötigsten bei coles besorgen.

Aktivierten ihre simkarte und beantragten einen Steuernummer. Also alles was am Anfang wichtig ist. Wir chilligen zusammen im hostelzimmer und dann verabschiedete ich mich und fuhr in mein hostel. Hier angekommen plagte mich die Stille und dieses leere Zimmer und dann fiel mir etwas ein was meine Schwester Natalie mal sagte „Mein Zimmer, meine Regeln!. Sie hatte recht denn ich war alleine hier und es war jetzt mein Zimmer. Ich hatte plötzlich Lust Piraten zu spielen und fing damit an aus den Hochbetten ein Piratenschiff zu bauen.

Mein Zimmer, meine Regeln!

Ich baute mir auch ein Fernrohr, ein Piratenkopftuch und schnallte mir meinen Gürtel um um daran Messer und Fernrohr zu befestigen. Ahoi!!! So fing mein Piratenabenteuer an bis alles zusammenkrachte und der Manager an die Tür klopfte weil es schon 2 Uhr morgens war und alles knarzte und ich Selbstgespräche führte. Ich musste die Tür vorsichtig öffnen und ihm erklären, dass alles ok ist. Ohne dass er sieht was im Zimmer los ist. Hahahaha!  Als er wieder gegangen war, ging ich wieder in meine Kajüte zurück und chillte mit meiner Packung Chanuka Kerzen und 3 Zitronskis.

Somit verabschiede ich mich für heute.